Sparquoten-Schätzung 2014 für ausgewählte Länder: Deutschland relativ weit oben
Eine OECD-Schätzung für die internationalen Sparquoten 2014 offenbart, dass Deutschland trotz rückläufigen Sparverhaltens international noch immer vergleichsweise weit oben rangiert. Die Sparquote drückt aus, wie viel Prozent des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte auf die hohe Kante gelegt werden. Die Sparquote ist daher auch Indikator für die Zukunftserwartungen der Bürger des jeweiligen Landes, da in Abhängigkeit von wirtschaftlicher Entwicklung und Zinsniveau entsprechend mehr oder weniger für die Zukunft gespart wird.
In der aktuellen Statistik rangiert die Schweiz dabei mit 17,1 Prozent vor Schweden mit 15,9 und Deutschland mit 9,2 Prozent. Unsere Nachbarn aus den Niederlanden und Österreich rangieren in der Statistik mit 8,1 Prozent bzw. 7,5 Prozent direkt hinter uns.
Im Mittelfeld befinden sich Ungarn mit 7,4 Prozent, Belgien (6,1 Prozent), USA (5,2 Prozent), Irland (4,9 Prozent), sowie Italien und Kanada mit jeweils 4,6 Prozent.
Am Ende befinden sich Spanien mit 4,3 Prozent, Dänemark mit 2,3 Prozent, Japan mit 1,8 Prozent, Estland mit 0,7 Prozent und Polen mit minus 3,4 Prozent – eine negative Sparquote bedeutet dabei die Auflösung von Ersparnissen.
Deutsche sparen geringeren Teil des Einkommens
Der Verlauf der Sparquote in Deutschland zeigt auf, dass diese seit der Wiedervereinigung Deutschlands zunächst stark abgesunken ist, bevor mit Eintritt der Jahrtausendwende wieder mehr gespart wurde. Seit der Weltwirtschaftskrise jedoch ist der Wert in Deutschland wieder rückläufig – hierbei haben auch die rückläufige Zinsentwicklung, die Inflationsrate und natürlich auch die Erwartungshaltung der jeweiligen Haushalte entsprechenden Einfluss. Die Sparquote in Deutschland betrug beispielsweise mit Beginn der 1990er Jahre noch rund 13 Prozent, während sie heute deutlich unter 10 Prozent abgesunken ist.
Zum besseren Verständnis gehört jedoch auch das Hintergrundwissen, dass die in Zahlen absolute Summe der Sparrücklagen nur wenig Änderung zeigte, während die Einkommen im Allgemeinen stiegen – damit ist die Sparquote im Verhältnis natürlich rückläufig, obwohl absolut so gut wie keine Sparrücklagen abgezogen wurden. Aufgrund der Inflationsentwicklung werden die angesparten Summen jedoch auch immer weniger wert, so dass eine rückläufige Sparquote auch zu weniger liquidem Vermögenswert im Alter führt.
Rückläufige Sparquote durch steigende Konsumfreude und stabilen Arbeitsmarkt
Die rückläufige Sparquote in vielen Ländern ist vor allem auf die steigende Konsumfreude und die unattraktiven Zinskonditionen für Spareinlagen zurückzuführen. Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt seit vielen Monaten eine niedrige Zinspolitik, um die konjunkturelle Entwicklung im Euroraum anzukurbeln. Die dadurch unattraktiv gewordenen Sparrenditen verleiten die Menschen eher zum Konsum. Ein derzeit relativ stabiler Arbeitsmarkt in Deutschland verstärkt diesen Einfluss zusätzlich. In Deutschland ist zudem eine starke Verunsicherung im Hinblick auf das Sparverhalten zu spüren – viele Menschen fragen sich, ob sich das Sparen für die Zukunft überhaupt noch lohnt. Sofern überhaupt Geld angelegt wird, wandert es derzeit eher in Sachwerte wie Immobilien oder Gold anstatt auf liquide Sparkonten. Die Entwicklung der künftigen Sparquote wird so immer interessanter: Verringert sie sich weiter, könnte bald die Altersvorsorge in Gefahr geraten. Mit sinkender Sparleistung während des Erwerbslebens würde dann später im Alter (bei altersbedingt rückläufigen Einkommensbezügen) auch merklich weniger finanzielle Substanz zur Verfügung stehen. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung sowie die Entwicklung am Finanzmarkt werden zeigen, ob sich in den Ländern mit abnehmender Sparquote in Zukunft wieder eine Erholung abzeichnen kann.
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